Podium
Franz Schandl (Redaktion Streifzüge)]
Emanuel Tomaselli (Der Funke)
Michael Märzen (Gruppe Arbeiter*innenstandpunkt)
Tobias Schweiger (KPÖ PLUS)
Philipp Eichhorn
Donnerstag, 14. Dezember um 19:00
Oskar-Morgenstern-Platz 1, 1. Obergeschoß, Hörsaal 6
Im 20. Jahrhundert tauchte immer wieder die Erinnerung an 1917 auf. Ob die Volksfront der ‘30er, die Kommunistische Revolution in China 1949 oder die Neue Linke der ‘60er, die Linke hat versucht sich – ob positiv oder negativ – im Verhältnis zu den Zielen und Ergebnissen von 1917 zu verstehen. Jedoch hat sich seit 1917 das revolutionäre Bewusstsein seiner primären Akteure in verschiedene Oppositionen aufgelöst: Stalinismus und Trotzkismus sehen sich gleichermaßen als das legitime Erbe des Bolschewismus; das Prinzip des Liberalismus steht heute in Opposition zum Prinzip des Sozialismus; Libertarismus wird gegen Autoritarismus ausgespielt; der machiavellistische Lenin gegen die Cassandra der Revolution Luxemburg; der revolutionäre Wille der Zwecke, die die Mittel heiligen gegen die prinzipiellen emanzipatorischen Methoden und die Tugend der praktischen Niederlage. Gleichzeitig wurde die Vergeblichkeit sowohl von Lenins als auch Luxemburgs Politik naturalisiert: es wird stillschweigend vorausgesetzt, dass weder das, was Lenin noch das, was Luxemburg zu erreichen versuchten, tatsächlich erreichbar war – weder in ihrer Zeit noch in unserer. Die Prämissen der Revolution selbst stehen in Frage: sind die Formen bürgerlicher Gesellschaft wie Staat, Politik, Arbeit und Kapital überhaupt noch aktuell und damit Widersprüche, die über sich hinausweisen und das Potential ihrer eigenen Überwindung bergen?
Wie hat sich die Erinnerung an 1917 im Laufe des 20. Jahrhunderts verändert?
Warum scheint die Erinnerung an 1917 in Oppositionen zerfallen zu sein?
Stellt uns die Erinnerung an 1917 heute noch Aufgaben und wenn ja in welcher Hinsicht?
Inwiefern ist 1917 ein wichtiger Bezugspunkt für die Kämpfe der Gegenwart und inwiefern bietet die Gegenwart ein Potential zur Verwirklichung der Ziele von 1917?
Diese Veranstaltung wird im Rahmen der Kritischen Einführungstage an der Uni Wien stattfinden.
Die Kritischen Einführungstage sind eine Reihe von Workshops, Vorträgen, Filmscreenings, Lesekreisen und Stadtspaziergängen, die die Möglichkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit Universität und Gesellschaft geben wollen.
Mehr Infos und das vollständige, laufend aktualisierte Programm findet ihr auf:
Wir bedanken uns bei der ÖH Uni Wien, den unabhängigen Basis – und Institutsgruppen, sowie der autonomen antifa [w] für die Organisation!